Inhalt
Die fach- und berufsübergreifende Weiterbildung "Traumapädagogik / Traumafachberatung" wendet sich an alle Berufsgruppen, die mit traumatisierten Menschen leben und arbeiten.
Sie erfahren, wie man Traumata und deren Folgestörungen erkennt.
Sie lernen, Verhaltensauffälligkeiten vor dem Hintergrund von Traumadynamik und Traumaverlauf zu verstehen und adäquate Umgangs- und Handlungsstrategien für den pädagogischen Umgang mit den Betroffenen zu entwickeln.
Im Kontext traumatischer Lebenserfahrungen entwickeln Menschen Überlebensstrategien, die im Alltag als vielfältige Auffälligkeiten in Erscheinung treten. Neben der oftmals notwendigen therapeutischen Aufarbeitung benötigen Traumaopfer vor allem ein pädagogisches Umfeld, das professionell und angemessen auf diese Überlebensmuster reagiert.
Es gilt, die Betroffenen aktiv bei der Verarbeitung ihrer traumatischen Erfahrungen zu unterstützen, um die psychischen Folgen extremer Vernachlässigung und (sexualisierter) Gewalt, von Krieg und Flucht usw. weitmöglichst zu korrigieren und sie auf ihrem Weg zu mehr Selbstwirksamkeit und Selbstkontrolle zu begleiten. Für diese psychische und soziale Stabilisierung bedarf es eines sicheren Fundamentes. Herkömmliche pädagogische Konzepte reichen für diese komplexe Aufgabe oft nicht aus. Nur wenn Erfahrungen aus der Psychotraumatologie in pädagogische Methoden integriert werden, lassen sich daraus sinnvolle pädagogische Handlungsmöglichkeiten entwickeln.
Terminübersicht 3. Durchgang 2021(WB 02/21-III):
Modul 1: 08.11. + 09.11.2021
Modul 2: 06.12. + 07.12.2021
Modul 3: 31.01. + 01.02.2022
Modul 4: 28.02. + 01.03.2022
Modul 5: 28.03. + 29.03.2022
Modul 6: 02.05. + 03.05.2022
Modul 7: 31.05. + 01.06.2022
Abschlusskolloquium: 16.06.2022
Seminarinhalte:
...MODUL 1
Tag 1: Einführung
Das ´who is who´ der Gruppe
• Kennenlern-Runde mit Hintergrund und Anliegen, systemische Fragen (Gruppe)
Wir müssen das Rad nicht neu erfinden
• Geschichte der Psychotraumatologie und Traumapädagogik
Um was geht es?
• Traumadefinition anhand von Fallvignetten (Gruppenarbeit)
Es ist was es ist, was es ist…
• Zur Unterscheidung bewältigbarer und nicht bewältigbarer Notfälle – die traumatische Zange
Wenn der Blitz nicht nur einmal einschlägt?!
• Typ I und Typ II Traumata, sequentielle Traumatisierung, Bindungs-traumata (Schwerpunkt Kindheit)
• Individuelle und ereignisspezifische Risikofaktoren
• Traumafolgestörungen und die Komorbiditäten bei Kindern/ Jugendlichen/ Erwachsenen (Plenum)
Tag 2: Grundlagen
Woher weiß ich, ob ich da bin?
• Einführung des Ressourcenbarometers zur Orientierung in Zeit und Raum (Selbsterfahrung)
Vom Häschen und Denker
• neurobiologische Grundlagen und die Verarbeitung von Informationen und die Zuordnung auf der Zeitachse (Gruppe)
Fühle ich mich sicher?
• Grundlagen Polyvagaltheorie
• Autonomes Nervensystem, physiologische Schaltkreise
• Defensivsystem, System für soziales Engagement und Shut-Down
Rauchmelder, überforderte Archivare und die geflügelten Bodyguards
• oder: Das Vergangene ist nicht vergangen
• fragmentierte Erinnerungen, Flashbacks und ´Traumareste´ (Gruppe)
´Ich bin kein Freak´
• Psychoedukation - von der Notwendigkeit zu verstehen was geschieht (Kleingruppen)
Wo finde ich Sicherheit in mir?
• (Selbsterfahrung) Imagination (im Laufen): Der innere Wohlfühlort
...MODUL 2
Tag 1: Bindung
Niemand, der mich versteht?!
• elterliche Feinfühligkeit und ihr Fehlen
´Hilf mir, zu mir selbst zu finden...´
• der Kreis der Sicherheit
• die Entstehung von Arbeitsmodellen für Bindung
• Bindungsstile
• Bindungsdiagnostik (Gruppe)
Und was ist mit mir?
• AAI (Selbsterfahrung)
• SAT Test (Übung)
´... denn ich merke immer stärker, dass ich mich verlier´
• Bindungsstörungen
Wie uns Erfahrungen prägen
• der biografische Faden (Kleingruppe)
Tag 2: Bindung II und traumasensible Haltung
´...dann find ich auch zu dir...´
• die Pädagogik des guten Grundes
Nur keine Aufregung!
• Was triggert mich? (Selbsterfahrung)
• die Dynamik von Übertragung und Gegenreaktion bei (bindungs-) traumatisierten Kindern (Jugendlichen, Erwachsenen)
• Hirnentwicklung und Perspektivwechsel
• das Täterviereck und seine Dynamik (Übung)
Hilfe aus dem Reich der Phantasie
• Imagination eines inneren Helfers (Dyade)
...MODUL 3
Tag 1: Äußere Sicherheit und rechtliche Bestimmungen
Was von außen Halt gibt
• Aspekte struktureller Sicherheit
• Räumliche Sicherheit
• Sichere Bindungsangebote
Sichere Orte (auch) für Fachkräfte
• Partizipation
• Fehlerkultur
• Netzwerkarbeit
Selbstfürsorge als Qualitätsmerkmal pädagogischer Arbeit
Relevante juristische Bestimmungen im Trauma-Kontext
• Schwerpunkt Opferschutzgesetze und Kinderschutz
Tag 2: Selbstfürsorge und Sekundärtraumatisierung
´Wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt...´
• Burn Out, Sekundärtraumatisierung und Compassion Fatigue – die dunkle Seite der Empathie
• Schuld und Scham als Bewertung erkennen, eigene Glaubenssätze identifizieren und verändern lernen
´Wer mit traumatisierten Menschen arbeitet, sollte unbedingt beachten…´
• Zur Notwendigkeit von Selbstfürsorge
• Techniken der Körpersynchronisation und – integration
• Erleben vielfältiger Methoden der Selbstfürsorge
...MODUL 4
Tag 1: Dissoziation
´Als wäre ich ein Geist, der auf mich herunterschaut´
• Differenzierung: Alltagsdissoziation und störungswerte Dissoziation
• Diagnostik dissoziativer Störungen (Kleingruppen)
• Dissoziation bei Kindern und Jugendlichen
• Diagnosekriterien ICD
• Strukturelle Dissoziation
• Reorientierung durch bilaterale Stimulation (Selbsterfahrung)
• Flashbackkontrolle über Distanzierung
• Imaginationstechnik: innerer Tresor (Dyade und Selbsterfahrung)
Tag 2: Stabilisierung
Wie ich werde, wer ich bin
• Persönlichkeitsentwicklung
• Schwingungsfähigkeit
• Die Säulen der Persönlichkeit
Yo, wir schaffen das
• Gezielte Interventionen für die Stabilisierung und den Aufbau destabiler /nicht entwickelter Säulen
Alles im grünen Bereich??
• Sammlung bekannter Techniken zur Beruhigung und Aktivierung
• Selbstregulation
Nicht alles hilft jedem
• Alters- und genderspezifische Stabilisierungstechniken
Hier und Jetzt oder Dort und Damals?
• Arbeit mit dem Ressourcenbarometer
• ReOrientierung und Flashbackkontrolle
• ´Top down´ oder ´body to brain´
• Distanzierungstechniken
• Skills
• Imaginative Verfahren zum Umgang mit schwierigen Gefühlen
Mein Körper und ich –Einheit oder getrennte Welten?
• Sensorische Integration
• Frühkindliche Reflexe und neuromotorische Entwicklung
• Mögliche Auswirkungen früher traumatischer Erfahrungen auf die Verarbeitung von Reizen
• Übungen zur Körperwahrnehmung
...MODUL 5
Tag 1: Schatzsuche
Ressourcenaktivierung in der Praxis u. a.
• Ressilienzfördernde und körperorientierte Ressourcenmethoden
• Positive life events und die timeline
• Ressourcenhand
• Ressourcenrad
• Aspekte äußerer und innerer Stärke
• ´Superheldenkräfte´
• Einsatz ressourcenorientierter Metaphern
• Arbeit mit Ankern
Tag 2: Trauma und System: Grundlagen systemischen Arbeitens
Basics
• Definition: Auftrag, System, Triangulation, das Familienmobile,
• Systemische Fragetechniken
Pädagogisches Arbeiten mit dem Familiensystem u. a.
• Der dissoziierte Berater (Gruppenübung)
• Ressourcen im System
• Ressourcengenogramm
• Ressourcenblick
• Ressourcenorientierte Biografiearbeit
... MODUL 6
Tag 1: Traumatisierte und traumatisierende Systeme -Transgenerationale Traumaweitergabe
Wenn dein Schmerz mich schwächt oder unser Schmerz alles andere überwiegt
• Formen systemischer Traumaerfahrung
• Therapeutische Ansätze
• Das erstarrte Mobile
Wenn das eigene Trauma vererbt wird
• transgenerationale Traumaweitergabe
• Auswirkungen auf das Bindungsverhalten
• Nonverbale Übertragung
• Bindungsverhaltenssystem und Loyalität
• Containering traumatischer Erfahrungen
• Epigenetik
Wenn der sichere Hafen vermint ist
• Parentale Hilflosigkeit
• Psychoedukation
• Individuelle Entlastungsangebote
• Arbeit mit Kinderbüchern
Tag 2: Das innere Team
Wer bin ich und wenn ja, wie viele?
• die innere Multidimensionalität
• Grundlagen der kommunikationswissenschaftlichen Ansätze
• Grundlagen EST (Ego State Therapie)
• die inneren Kritiker und ihre Antipoden (Selbsterfahrung)
• anliegenspezifische Aufstellung meines inneren Teams (Selbsterfahrung/Dyade)
• Versorgung eines inneren Anteils (Selbsterfahrung/Dyade)
Modul 7
Tag 1: Ego State-Arbeit mit traumatisierten Menschen
Wer ist hier der Kapitän? / Alle an Bord?
Verletzte Anteile
• Symptomassoziierte (Affekt-States) und traumatisierte Ego States
Bewältigende Anteile
• Von Feuerlöschern, Managern und Nebelkindern
Verletzende Anteile
• Von inneren Richtern, Verfolgern und bösen Geistern
• täternahe States, traumaassoziierte innere Kritiker
• täterloyale und, -imitierende Anteile
König des Tages, Alltags-Ich und die traumatischen Erfahrungen
Dynamik in traumabelasteten inneren Systemen
• Innere Konflikte, Allianzen und mächtige graue Eminenzen
• Traumasensible Kontaktaufnahme
With a little help from my (inner) friends
• Aktivierung des inneren Ressourcenteams
• Fallaufstellung des inneren Teams anhand des Peichl-Kreuzes (Kleingruppe)
Tag 2: Traum(a)therapeutische Ansätze
Was hilft wann und wem?
• therapeutische Methoden im Überblick
Ich kann mich erinnern!
• Bildschirmtechnik zur Flashbackkontrolle und Entlastung für die traumapädagogische Arbeit
• Bildschirm und Fernbedienung (Selbsterfahrung /Dyade)
• Screenen einer belastenden Sequenz (Selbsterfahrung/Dyade)
• Screentechnik mit positiven Lebensereignissen
Begleitung im Prozess der Integration und Neuorientierung:
• Rituale des Abschiednehmens
Modul 8, Tag 1: Abschlusskolloquium
• Präsentation und Reflexion der Projektarbeit unter Wahrung der Schweigepflicht
• Supervision der praktischen Erfahrungen und des Weiterbildungsprozesses
• Zertifizierung und Abschluss
- > Änderungen in der Reihenfolge der Seminarinhalte behalten wir uns vor! —
- > Bitte beachten Sie; dass versäumte Seminartage nachgeholt werden müssen und das Zertifikat erst nach Absolvieren aller Inhalte ausgehändigt wird!
- Förderungsart
- Bildungsurlaub (Bildungsfreistellung) i
- Unterrichtsart
- Präsenzunterricht